Ein Ausflug in die erheiternde Absurdität meiner Welt
Es ist ein grundlegendes Prinzip von mir, mich in Nichtübereinstimmung zu üben, damit die Welt der Nachrichten meine Gedanken nicht in Beschlag nimmt. Deswegen bastle ich hin und wieder, wo es nur geht, an meinen eigenen Wahrheiten der Dinge, an meinem eigenen Universum. Absurditäten haben eh das Potenzial mich zu erheitern.
Das vorliegende Beispiel dokumentiert solch einen Ausflug: Ich habe Affinität zur Musik der späten fünfziger, der sechziger und der siebziger Jahre bis hin zu gelebter Intoleranz gegenüber anderen, moderneren Musikrichtungen. Angesichts einiger unsäglicher Tendenzen in der modernen populären Musik, stecke ich umso freiwilliger, mit vehementer, ungebremster Absicht, in jener Ära der Pop- und Rockmusik fest.
Mit Freude habe ich deswegen aus der Vielzahl der Musiktitel jener Zeit ein paar herausgegriffen und sie zu einer Geschichte aneinandergereiht. Mit etwas Fantasie findet sich der Faden. Mit Humor kann man sich dazu leicht ein betagtes Liebespaar vorstellen. Wenn mir niemand zuhört, singe ich sogar die Zeile des Titels, der ja meistens Teil vom Refrain des betreffenden Liedes ist.
Da es meine gesangliche Flexibilität gesteigert hat, kann ich jedermannundfrau das Singen dieser Geschichte wärmstens empfehlen. Für den Anfang würde aber das laut Lesen genügen. Wer sich damit nicht gefordert fühlt, oder einen anderen Musikgeschmack hat, die oder der sollte es gleich mit Rap oder Hip-Hop versuchen…
Also: Los geht’s!
(Für Uneingeweihte sind die Interpreten und die deutsche Übersetzung mitgeliefert)
Das vorliegende Beispiel dokumentiert solch einen Ausflug: Ich habe Affinität zur Musik der späten fünfziger, der sechziger und der siebziger Jahre bis hin zu gelebter Intoleranz gegenüber anderen, moderneren Musikrichtungen. Angesichts einiger unsäglicher Tendenzen in der modernen populären Musik, stecke ich umso freiwilliger, mit vehementer, ungebremster Absicht, in jener Ära der Pop- und Rockmusik fest.
Mit Freude habe ich deswegen aus der Vielzahl der Musiktitel jener Zeit ein paar herausgegriffen und sie zu einer Geschichte aneinandergereiht. Mit etwas Fantasie findet sich der Faden. Mit Humor kann man sich dazu leicht ein betagtes Liebespaar vorstellen. Wenn mir niemand zuhört, singe ich sogar die Zeile des Titels, der ja meistens Teil vom Refrain des betreffenden Liedes ist.
Da es meine gesangliche Flexibilität gesteigert hat, kann ich jedermannundfrau das Singen dieser Geschichte wärmstens empfehlen. Für den Anfang würde aber das laut Lesen genügen. Wer sich damit nicht gefordert fühlt, oder einen anderen Musikgeschmack hat, die oder der sollte es gleich mit Rap oder Hip-Hop versuchen…
Also: Los geht’s!
(Für Uneingeweihte sind die Interpreten und die deutsche Übersetzung mitgeliefert)
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Unzählige Erinnerungen werden da geweckt. Die Jugend kehrt zurück und beschwingt mich. Diese Titel sind zeitgeschichtlich wertvoll: Emotionale Kultur pur!
- Thomas Frei
Fällt einem bei einem Zufall etwas zu?
„Fälle“ bewegen unser Leben auf die eine oder andere Weise. Dazu gehören ganz sicher auch die grammatikalischen Fälle. Es gibt viele Sorten von Fällen, aber auch die Unfälle, was manchmal auch „Umfälle“ sind oder die Hinfälle, die Anfälle, die Abfälle, die Befälle, die Beifälle, das Gefälle, die (Un)Glücksfälle, die Sonderfälle, die Überfälle und zuletzt im Alphabet, nebst den Zwischenfällen auch die Zufälle.
Um Letztere geht es hier. Im üblichen Verständnis bedeutet „Zufall“ meistens so viel wie „es geschieht etwas zu meinen Gunsten, ohne, dass ich viel dafür kann. Es fällt mir halt zu, ob das nun verdient ist oder nicht“.
Persönlich bevorzuge ich allerdings, die manchmal damit verknüpfte Aussage, dass es „so etwas wie Zufälle gar nicht gibt“. In der Richtung bin ich eher zu Hause. Ich will nicht einfach etwas, was mir „zufällt“. Ich bin für kausale Zusammenhänge in meinem Leben.
Eine scheinbar endlose Diskussion: Gottes Wille, Zufall oder ...?
Darüber könnte man, aus Erfahrung gesprochen, endlos diskutieren. Wahrscheinlich würde, wenn Mann oder Frau die Diskussion konsequent betreiben würde, letztlich bei der Diskussion landen, ob das Geschehen auf dieser Welt von Gott gelenkt wird oder nicht. Ob er denn die „Zufälle“ veranlasst hat, die unsereinem passieren. In meinem Gottverständnis geht mir das zu weit. In der Regel besteht die Tendenz, dass diese Diskussion bei der Glaubensfrage ins Stocken gerät oder abgeschlossen wird.
So weit so gut.
In meinem Leben häufen sich Erfahrungen, in denen ich nach einer ersten Betrachtung von einem Zufall sprechen könnte. Wie bei jenem Vorfall, als ich in den USA einen mir unbekannten Mann traf, der von der Geburt unseres dritten Enkels wusste.
Warum ich bei ähnlichen Fällen oder auch anderen Begebenheiten, nicht von „Zufall“ sprechen mag oder will, hat damit zu tun, dass ich aus ihnen für mich geltende allgemeine Wahrheiten gefiltert habe. Dazu gehören etwa jene, in denen mir an sich fremde Personen ohne Grund sehr vertraut vorkamen und es sich danach, nachdem sie mit mir oder ich mit ihnen in Kontakt getreten war, gegenseitig so anmutete, wie wenn wir uns schon immer gekannt hätten.
Meine "USA-Zufälle"
Zurück zu einem meiner „USA-Zufälle“. Es gibt dazu (und eigentlich fast immer) eine Vorgeschichte: Ich befand mich in Übersee in einem großen Zentrum, wo sich viele Menschen aus verschiedenen Ländern aufhalten. Zur Abendessenszeit fiel mir inmitten des Gewimmels ein kräftiger, blonder Mann auf. Da es mir grundsätzlich Spaß macht die Herkunft von Menschen zu bestimmen, war er für mich von der nordischen Rasse der „Wikinger“. Nach dieser Erstidentifikation lief er mir wieder über den Weg. Kurz darauf „ergab“ es sich sogar, dass er in einer Warteschlange direkt vor mir stand.
Ich sprach ihn auf Englisch an(wie sonst?). Dabei wollte ich von ihm wissen, ob er aus Skandinavien stamme? „Nein“, sagte er mit einem Schmunzeln, „ich bin aus Finnland“. Das erfüllte mich mit einer gewissen Genugtuung, dass ich so falsch nicht gelegen hatte. Diesen Punkt will ich auch keinesfalls überbewerten, da seine Wikinger-Erscheinung recht offensichtlich war.
Hier hätte die Kommunikation beendet sein können, aber er stellte sich vor: „Ich heiße Petri!“ Jetzt ging es schnell. „Mein Name ist Thomas und ich bin aus der Schweiz“. „Oh“, sagte er, „ich habe einen sehr guten, langjährigen Freund namens „Sascha“ in der Schweiz.“ Obwohl mir dieser Namen hierzulande relativ selten begegnet ist, kannte ich einen Träger dieses Namens. Ich nannte ihm sogleich dessen Familiennamen. Er strahlte zurück und nickte eifrig. Da musste ich ihm sofort offenbaren, dass der Bruder von Sascha mein Schwiegersohn sei. Er freute sich und erwiderte, dass er wisse, dass der Bruder von Sascha Vater geworden sei, was mein Herz hüpfen ließ und mich mit Hühnerhautwellen überflutete. – Das war und ist zwar nicht weltbewegend, aber doch sehr erstaunlich. Fern der Heimat habe ich eine „unbekannte“ Person getroffen und es stellte sich heraus, dass sie von der Geburt unseres dritten Enkels wusste.
Ich hatte ihn vorher noch nie getroffen!
Dieses Erlebnis könnte als ein klassischer „Zufall“ durchgehen. Für mich ist es das nicht. Petri war mir innerhalb einer großen Menge Menschen “aufgefallen“. Nicht, dass er irgendwie geleuchtet hätte, angeschrieben gewesen wäre oder mit einem Schild herumgelaufen wäre, worauf gestanden hätte: „Ich kenne einen Enkel von Thomas Frei“. Irgendetwas an oder bei ihm hatte meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich hatte ihn vorher noch nie getroffen. Es gibt keine physische Erklärung dafür. Für mich ist das ein spirituelles Erlebnis und es hat für mich nichts mit „Glauben“ zu tun, sondern mit einer wachsenden persönlichen Gewissheit darüber, was den "Zufällen“ zu Grunde liegt und wie ich sie mir erkläre: Mit der geistigen Natur von uns Menschen.
In unseren Breitengraden wird diesem Aspekt im Alltag viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das hat auch damit zu tun, dass uns „Autoritäten“ in den Medien oft vermitteln, wie stark vieles von den Genen abhängt und so unsere Existenz eher von physikalisch-materialistischen Gesichtspunkten abhängig machen.
Irreales Wunschdenken oder eben doch Realität?
Geistige Aspekte werden oft mit Kommentaren wie „eine Täuschung durch das Gehirn“, einer „Halluzination“ oder einem „irrealen Wunschdenken“ bedacht. Diese Gesichtspunkte entsprechen überhaupt nicht meinen Erfahrungen. Ich spreche hier dem Gehirn damit aber nicht seine Wichtigkeit für die Funktionen in unseren menschlichen Körpern ab. Ich protestiere viel mehr gegen diese obigen Kommentare, die den Mensch auf Grund unwissenschaftlicher, nicht erwiesener Theorien und unvollständiger Betrachtungen auf das, was sich in seinen Gehirnwindungen abspielt oder angeblich darin „chemisch“ hervorgerufen wird, zu reduzieren.
- Thomas Frei
P.S.: Über einen Kommentar auf dieser Website oder eine Mail an mich, würde ich mich freuen.
Was ich in den Lärchen sah
Herbststimmungen in den Bergen werden stark von den Lärchen mitgeprägt. Wer kennt sie nicht, diese wunderschönen Kalenderfotos mit den sich verfärbenden Nadelbäumen?
Im letzten Oktober durchstreiften wir die Bergwelt im Bergell und im Engadin. Die Lärchen boten sich in unzähligen Motiven an: einzeln, in Paaren, in kleineren Gruppen oder als ganze Landstriche. Ich konnte nicht von ihnen ablassen und sah mich genötigt unzählige Fotos zu schießen.
Außerdem faszinieren sie mich immer wieder, wie sie an unmöglichen Stellen aus Felsen heraus zu wachsen vermögen und ihre Stämme dabei in Bögen zum Sonnenlicht streben lassen.
Wenn ich diese Betrachtung vertiefe, dann symbolisieren sie für mich eine Art zäher Pflichterfüllung:
Sie stehen da, trotzen den unwirtlichen Bedingungen des Winters, aber sie laufen nicht weg, sondern stehen „ihren Baum“ und erfreuen uns vom ersten zarten Grün ihrer Nadeln bis zu der wunderbaren Verfärbung ihres Kleides im Herbst.
Einmal, im Unterengadin, wurde ich ihrer von diesem Gesichtspunkt aus gewahr. Auf dem Weg von Scuol nach Zernez standen die Berghänge voller gelber Lärchen. Durch ihren bereits etwas lichten Behang erschienen mir ihre durchschimmernden Stämme wie Speere und in den obersten Wipfeln, sah ich vor meinem geistigen Auge die Konturen von Helmen. Es war so einer dieser Momente, in denen ich weiß, dass sich mir darüber etwas zu schreiben anbietet. In etwa so, wie wenn mich die Muse geküsst und gehaucht hätte: „Schreib ein Gedicht.“ - Ich nahm mehrere erfolglose Anläufe, um Reime zu finden, welche die Lärchen mit den asiatischen Kriegern zusammenzubringen sollten, aber „es“ wollte nicht dichten. Was blieb war die Verknüpfung von den Lärchen mit asiatischen Kriegern und ihren typischen Rüstungen. Also nahm ich dieses rote Fadenende des Wollknäuels und zog etwas daran. Dadurch bekam ich Zugang zu dem, was mich die längste Zeit blockiert hatte. |
Irgendwo unterhalb Guarda habe ich in den zahlreichen, wunderschön verfärbten Lärchen eine Art Heer gesehen. - Irgendwie ging von ihnen etwas Stolzes, etwas Würdevolles aus. „Wir stehen hier, auch wenn du an uns vorbeifährst. Du kannst das morgen wieder tun und wir werden immer noch da sein“, das war ihre stoische Botschaft an mich. Daher der Vergleich mit asiatischen Kriegern oder gar den Samurai, die ich nur aus Büchern und Filmen kenne. Jedenfalls beeindruckten sie mich darin mit ihrer inneren Haltung der Pflichterfüllung, ihrem Edelmut und ihrer Selbstdisziplin.
Damit konnte und kann ich mich identifizieren, auch wenn ich mich nicht als Krieger sehe. - Den Alltag mit der inneren Einstellung eines Samurai zu bewältigen, fand ich dann als sehr erstrebenswert und kühn machend: „Ha! Welt, nimm Dich in acht!“ Irgendwie hat mich diese Begebenheit aufgebaut und ich weiß jetzt auch warum:Die Lärchen gaben mir den Anstoß, über den Zustand meiner eigenen inneren Haltung und vor allem über die Selbstdisziplin zu reflektieren. Das hat mir sehr gut getan, weil dort Handlungsbedarf bestand oder eigentlich immer besteht. Das wurde mir zur Gewissheit. Und: Wenn es einen Weg in die Ewigkeit geben sollte, dann spielt dabei die innere Haltung (Edelmut und Selbstdisziplin) eine wichtige Rolle, verheißt mir meine Ahnung. - Thomas Frei |
Familiäre Verstrickungen im Keller
Im Keller des Betriebs, in dem ich arbeite, werden die sogenannten “schweren“ Gemüse" - Kartoffeln und Karotten - gewaschen, und nachher wie die Zwiebeln verpackt. Mit dem Hubstapler wird viel herumgefahren, wegtransportiert, umgestellt, geholt und zurückgebracht. Würde man diese vielen Bewegungen von nur einem Tag, digitalisiert auf einem Bildschirm zeigen, dann wäre dort eine Art Schnittmuster zu sehen, bei dem niemand einen Durchblick haben könnte. Wahrscheinlich wäre darauf sogar alles schwarz.
„Klare“ Familienverhältnisse
Dagegen sind die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen den portugiesischen Angestellten im Keller um einiges klarer: Da gibt es einen Schwiegervater, seinen Sohn, der ein Cousin von zwei Brüdern ist, die daneben noch einen direkten Onkel haben, der der Schwager vom Schwiegervater ist und einen Sohn hat, der zwar nicht mehr hier arbeitet, aber dafür ein Neffe, welcher der Cousin der zwei Brüder und des Sohnes ist und eben der Schwiegersohn vom Erstgenannten, der diesen zum Schwiegervater macht. Verwandt bin ich mit ihnen nicht, ausser, dass ich auch zur europäischen Spezies der Menschen gehöre.
Es wurde noch komplexer
Der obengenannte Schwiegersohn (der unser Vorarbeiter ist), führte mich nun in das Geheimnis seines Arbeitskonzeptes im Keller ein. Das war gut für mich, machte dafür aber die Familienverstrickungen im Keller noch komplexer:
Die grosse Waschanlage sei wie die „Mutter“ des Kellers, welche gegenüber den Verpackungsmaschinen als ihre „Kinder“ immer erste Priorität habe. Die „Mutter“ dürfe nie warten, ihre „Kinder“ allenfalls schon.
Das half mir dann doch, das umtriebige Geschehen im Keller besser zu verstehen. So verstand ich nun, dass ich als Verantwortlicher einer Packmaschine ein „Kind“ der „Mutter“ bin und deswegen in der Konsequenz nicht immer erste Wahl sein kann.
Ich hatte mich manchmal stiefmütterlich behandelt gefühlt.
Auch wurde klar für mich, dass dies der Grund war, warum ich mich manchmal stiefmütterlich behandelt gefühlt habe, wenn die „Mutter“ erst mit Kartoffeln und Karotten versorgt werden musste, derweil ich, beziehungsweise „meine“ Verpackungsmaschine als „Kind“ auf die Zwiebeln warten musste.
Ausserdem erhöhte das für mich auch mein Verständnis der bestehenden Klischees über Schwiegermütter, Schwiegertöchter, Stiefmütter und Stiefkinder. Das hat u.a. auch viel mit dem Gefühl subjektiver Vernachlässigung zu tun, wie bei vielen Konflikten in den menschlichen Beziehungen.
Zum Schluss wurde wieder alles klar
Seither fällt es mir leichter, darüber zu stehen, wenn bei mir die Gedanken von Vernachlässigung aufkeimen, indem ich mir vorstelle, dass ich in Wirklichkeit nicht ein vernachlässigtes „Kind“ der Kellerfamilie bin, sondern, wenn schon, Ehemann, dreifacher Vater, Schwiegervater und vor allem der Grossvater unserer fünf Enkel!
- Thomas Frei
„Klare“ Familienverhältnisse
Dagegen sind die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen den portugiesischen Angestellten im Keller um einiges klarer: Da gibt es einen Schwiegervater, seinen Sohn, der ein Cousin von zwei Brüdern ist, die daneben noch einen direkten Onkel haben, der der Schwager vom Schwiegervater ist und einen Sohn hat, der zwar nicht mehr hier arbeitet, aber dafür ein Neffe, welcher der Cousin der zwei Brüder und des Sohnes ist und eben der Schwiegersohn vom Erstgenannten, der diesen zum Schwiegervater macht. Verwandt bin ich mit ihnen nicht, ausser, dass ich auch zur europäischen Spezies der Menschen gehöre.
Es wurde noch komplexer
Der obengenannte Schwiegersohn (der unser Vorarbeiter ist), führte mich nun in das Geheimnis seines Arbeitskonzeptes im Keller ein. Das war gut für mich, machte dafür aber die Familienverstrickungen im Keller noch komplexer:
Die grosse Waschanlage sei wie die „Mutter“ des Kellers, welche gegenüber den Verpackungsmaschinen als ihre „Kinder“ immer erste Priorität habe. Die „Mutter“ dürfe nie warten, ihre „Kinder“ allenfalls schon.
Das half mir dann doch, das umtriebige Geschehen im Keller besser zu verstehen. So verstand ich nun, dass ich als Verantwortlicher einer Packmaschine ein „Kind“ der „Mutter“ bin und deswegen in der Konsequenz nicht immer erste Wahl sein kann.
Ich hatte mich manchmal stiefmütterlich behandelt gefühlt.
Auch wurde klar für mich, dass dies der Grund war, warum ich mich manchmal stiefmütterlich behandelt gefühlt habe, wenn die „Mutter“ erst mit Kartoffeln und Karotten versorgt werden musste, derweil ich, beziehungsweise „meine“ Verpackungsmaschine als „Kind“ auf die Zwiebeln warten musste.
Ausserdem erhöhte das für mich auch mein Verständnis der bestehenden Klischees über Schwiegermütter, Schwiegertöchter, Stiefmütter und Stiefkinder. Das hat u.a. auch viel mit dem Gefühl subjektiver Vernachlässigung zu tun, wie bei vielen Konflikten in den menschlichen Beziehungen.
Zum Schluss wurde wieder alles klar
Seither fällt es mir leichter, darüber zu stehen, wenn bei mir die Gedanken von Vernachlässigung aufkeimen, indem ich mir vorstelle, dass ich in Wirklichkeit nicht ein vernachlässigtes „Kind“ der Kellerfamilie bin, sondern, wenn schon, Ehemann, dreifacher Vater, Schwiegervater und vor allem der Grossvater unserer fünf Enkel!
- Thomas Frei
Ein ironisches Plädoyer für "Die sechste Landessprache"
Die Sprache ist eine riesige Vereinfachung. Die Wörter einer Sprache repräsentieren Konzepte, welche für Aktionen und Gegenstände stehen. So können wir uns über Dinge unterhalten, die nicht gegenwärtig sind, und man weiß, was gemeint ist.
Das ist im Grunde eine riesige Vereinfachung für uns Menschen. Man stelle sich vor, was wäre, wenn wir nur über das reden könnten, was wir unmittelbar sehen? - Ich würde mich hüten, über das Meer zu sprechen, wenn ich in den Bergen wäre und umgekehrt. Das könnte bereits kompliziert und umständlich werden. In der Realität sind dafür ja die Zeitformen der Grammatik (Gott sei sie gedankt) zuständig.
Die „sechste Landessprache“
Sie wird sehr häufig dort gesprochen, wo mit Menschen gearbeitet wird, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Dieses gebrochene Deutsch wird dabei nicht selten auch von uns selbst verwendet, um schnell zu dem gewünschten Resultat zu gelangen. Hören tue ich sie ebenfalls dann in unserem Betrieb, wenn sich Angehörige der slawischen Sprachen etwa mit den Portugiesen unterhalten.
Die Rangliste der am häufigsten gesprochenen Sprachen in der Schweiz
Gäbe es eine Rangliste darüber, welche Sprache in der Schweiz am häufigsten gesprochen wird, dann stünde diese „sechste Landessprache“ noch vor der italienischen Sprache und dem Rumantsch.
Wenn mein polnischer Mitarbeiter zu mir sagt „ich gange Toilette“, dann verstehe ich, was er meint. Auch wenn er dabei hochdeutsche, schweizerdeutsche und französische Wörter verwendet. In seinem Satz hat er ein Subjekt, ein Prädikat und ein eine Adverbiale des Ortes eingesetzt. Für das Verständnis braucht er das Verb nicht richtig zu konjugieren, Präposition und Artikel kann er sich auch schenken. Ich weiß auch so, dass er zur Toilette geht. Warum sollte eine Sprache komplizierter sein als eine solche?
Wenn ich ihn heiße die Maschine auszuschalten mit: „Stopp Maschine!“ oder „Mach stopp Maschine!“, dann wird er das machen. Diese sechste Landessprache funktioniert also auf der Basis von Konzepten, welche in Form von Schallwellen hin und her bewegt werden, um die gewünschte Aktion auszulösen.
Dieses vereinfachte Deutsch verhindert Missverständnisse bei der Arbeit
Da sie so einfach ist, verhindert sie Missverständnisse eher. Die Aufmerksamkeit liegt dabei klar auf dem Verstehen. Der Grammatik wird keine Beachtung geschenkt. Die Zeitformen und die Fälle können die Wörter für den Ungebildeten unverständlich machen. Deswegen erweist sich die „sechste Landessprache“ durchaus als brauchbar und funktionsfähig.
Das kann ganz schön albern klingen
Natürlich entweicht mir immer wieder ein „Schmunzler“, wenn mir diese Sprache bei mir selber auffällt. Auch dann, wenn ich sie bei anderen bemerke. Das kann ganz schön albern klingen.
Trotzdem kann ich dem Weglassen von Akkusativ- und Dativobjekten, Adverbien, Partikel, Fällen und Zeitformen durchaus etwas abgewinnen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich selber immer wieder darauf hingewiesen wurde, wie es eigentlich korrekterweise heißen würde, damals vor langer Zeit….
Meine portugiesische Zwiebelfrau würde mich an der Kehle packen, wenn ich versuchen würde, sie bei jeder Gelegenheit zu korrigieren, um ihr die Logik der deutschen Grammatik zu erläutern.
Ein ironisch gemeintes Plädoyer für die „sechste Landessprache“
Wohl nicht zuletzt deshalb, weil mir während meiner Schulzeit grammatikalische Regeln ungefragt eingetrichtert wurden und mich meines Erachtens von der Wichtigkeit der Bedeutung der Wörter weggeführt hat. Denn letztlich ist meistens die Bedeutung eines Wortes wichtiger, als die Form in der es verwendet wird.
Sie dürfen dann dieses ironische Plädoyer für die „sechste Landessprache“ ruhig auch als eine post-pubertäre Wiederherstellung meiner durch die Schule in Mitleidenschaft gezogenen Selbstbestimmung betrachten. – „Ich fertig!!“
- Thomas Frei
Das ist im Grunde eine riesige Vereinfachung für uns Menschen. Man stelle sich vor, was wäre, wenn wir nur über das reden könnten, was wir unmittelbar sehen? - Ich würde mich hüten, über das Meer zu sprechen, wenn ich in den Bergen wäre und umgekehrt. Das könnte bereits kompliziert und umständlich werden. In der Realität sind dafür ja die Zeitformen der Grammatik (Gott sei sie gedankt) zuständig.
Die „sechste Landessprache“
Sie wird sehr häufig dort gesprochen, wo mit Menschen gearbeitet wird, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Dieses gebrochene Deutsch wird dabei nicht selten auch von uns selbst verwendet, um schnell zu dem gewünschten Resultat zu gelangen. Hören tue ich sie ebenfalls dann in unserem Betrieb, wenn sich Angehörige der slawischen Sprachen etwa mit den Portugiesen unterhalten.
Die Rangliste der am häufigsten gesprochenen Sprachen in der Schweiz
Gäbe es eine Rangliste darüber, welche Sprache in der Schweiz am häufigsten gesprochen wird, dann stünde diese „sechste Landessprache“ noch vor der italienischen Sprache und dem Rumantsch.
Wenn mein polnischer Mitarbeiter zu mir sagt „ich gange Toilette“, dann verstehe ich, was er meint. Auch wenn er dabei hochdeutsche, schweizerdeutsche und französische Wörter verwendet. In seinem Satz hat er ein Subjekt, ein Prädikat und ein eine Adverbiale des Ortes eingesetzt. Für das Verständnis braucht er das Verb nicht richtig zu konjugieren, Präposition und Artikel kann er sich auch schenken. Ich weiß auch so, dass er zur Toilette geht. Warum sollte eine Sprache komplizierter sein als eine solche?
Wenn ich ihn heiße die Maschine auszuschalten mit: „Stopp Maschine!“ oder „Mach stopp Maschine!“, dann wird er das machen. Diese sechste Landessprache funktioniert also auf der Basis von Konzepten, welche in Form von Schallwellen hin und her bewegt werden, um die gewünschte Aktion auszulösen.
Dieses vereinfachte Deutsch verhindert Missverständnisse bei der Arbeit
Da sie so einfach ist, verhindert sie Missverständnisse eher. Die Aufmerksamkeit liegt dabei klar auf dem Verstehen. Der Grammatik wird keine Beachtung geschenkt. Die Zeitformen und die Fälle können die Wörter für den Ungebildeten unverständlich machen. Deswegen erweist sich die „sechste Landessprache“ durchaus als brauchbar und funktionsfähig.
Das kann ganz schön albern klingen
Natürlich entweicht mir immer wieder ein „Schmunzler“, wenn mir diese Sprache bei mir selber auffällt. Auch dann, wenn ich sie bei anderen bemerke. Das kann ganz schön albern klingen.
Trotzdem kann ich dem Weglassen von Akkusativ- und Dativobjekten, Adverbien, Partikel, Fällen und Zeitformen durchaus etwas abgewinnen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich selber immer wieder darauf hingewiesen wurde, wie es eigentlich korrekterweise heißen würde, damals vor langer Zeit….
Meine portugiesische Zwiebelfrau würde mich an der Kehle packen, wenn ich versuchen würde, sie bei jeder Gelegenheit zu korrigieren, um ihr die Logik der deutschen Grammatik zu erläutern.
Ein ironisch gemeintes Plädoyer für die „sechste Landessprache“
Wohl nicht zuletzt deshalb, weil mir während meiner Schulzeit grammatikalische Regeln ungefragt eingetrichtert wurden und mich meines Erachtens von der Wichtigkeit der Bedeutung der Wörter weggeführt hat. Denn letztlich ist meistens die Bedeutung eines Wortes wichtiger, als die Form in der es verwendet wird.
Sie dürfen dann dieses ironische Plädoyer für die „sechste Landessprache“ ruhig auch als eine post-pubertäre Wiederherstellung meiner durch die Schule in Mitleidenschaft gezogenen Selbstbestimmung betrachten. – „Ich fertig!!“
- Thomas Frei
Die Eitelkeit des Hinterwäldlers
Die Frau meines Freundes hatte sich für ihn schon immer mehr Eigeninitiative bei der Erneuerung seiner Bekleidung gewünscht. Aber sie wartete schon einige Jahrzehnte vergeblich darauf. Es gab aber jene seltenen Momente, in denen er aktiv wurde, wie etwa bei einem tauglichen Wetterschutz. Kleider hatten für ihn funktional zu sein. Sonst überließ er es jedoch völlig ihr, ihn in einen Laden zu schleppen, um seine Garderobe zu ersetzen.
Das schwarze Rüschenhemd
Seine Mutter hatte ihn schon immer eingekleidet, und er trug brav, was sie für ihn kaufte. Einmal, in den Beat-Pop-Endsechzigern, kaufte er sich ein modisches, schwarzes Rüschenhemd. Ein Freund hatte ein solches Exemplar getragen und darin schick ausgesehen. Das wollte er selber auch erleben. Damit schockierte er aber seine nähere Umgebung dermaßen, dass ihm der Mut fehlte, es mehrmals zu tragen.
In der Folge sah er sich darin bestärkt, solche Einkäufe zu unterlassen. Er arrangierte sich damit, kein modischer Mensch zu sein. Ein eitler Pfau, der Gegenpol dessen, was er “praktizierte“, mochte er schon gar nicht sein.
Wie ging denn das zusammen?
Demgegenüber verbrachte er reichlich Zeit vor dem Spiegel, wenn es um die Frisur oder eine Kopfbedeckung ging. Auf dem Land galt man als eitel, wenn man längere Zeit vor dem Spiegel verbrachte. Die Lage der Baskenmütze auf seinem Denkapparat wollte ihm partout nicht gefallen. Sein Spiegelbild vermittelte ihm knallhart, dass er auch mit einer über die Ohren gezogenen Wollmütze unmöglich aussah, schlichtweg doof.
Er war anders, ein Landei halt, ein Hinterwäldler
Als mein Freund vom wohlbehüteten Dorf in die Großstadt ging, um die Lehre zu bewältigen, tat der dadurch eintretende Kulturschock sein weiteres, dass er sich, seines Erachtens, immer mehr wie ein Hinterwäldler vorkam. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch seine Umgebung, welche bald einmal zu grinsen begann, wenn er den Mund öffnete und seinem Dialekt freien Lauf ließ. Er war anders, ein Landei halt, ein Hinterwäldler.
Knapp vier Jahrzehnte später war er zur Winterszeit mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Aus dem Schnellzug stieg er in einen Nahverkehrszug um, der mit Eisenbahnwagen einer älteren Generation ausgestattet war. Diese sorgten, nebst der abgelegenen Bergwelt, für das leicht rückständige Ambiente der Szenerie. Der ältere Mann im ersten Abteil neben der Türe passte ebenfalls dazu. Mein Freund klassifizierte dessen Erscheinung sogleich als die eines Hinterwäldlers, weil er die Mütze so tief über die Ohren gezogen hatte, dass seine Augen gerade noch zu sehen waren.
Diagonal vom zweiten Abteil aus betrachtete er fasziniert dieses lebendige Exemplar, das dem so ähnlich war, welches er vor vielen Jahren als Spiegelbild von sich selbst gesehen hatte. Er fühlte sich bestärkt in seiner Ansicht: Doofer konnte man nun wirklich nicht aussehen.
Ein Passagier des elektronischen Zeitalters
Als der Zug Fahrt aufgenommen hatte, bewegte sich neben ihm ein Passagier des elektronischen Zeitalters Richtung Ausgang, um, wie zu vermuten war, zur Toilette zu gelangen. Seine Aufmerksamkeit hing zeitgemäß am Bildschirm seines Handys. In diesem absorbierten Zustand gelangte er zur mechanischen Schiebtür und stand nun unmittelbar neben dem ulkigen Mann mit Mütze. Dort hielt er inne, wie wenn er erwartet hätte, dass sich die Tür automatisch öffnen würde. Als dies nicht eintrat, versuchte er ohne Erfolg, mit seiner rechten Hand die Türe zu bewegen. Ohne vom Handy abzulassen, tastete seine Hand erst neben dem Türrahmen nach einem Knopf, dann fuhr sie mit einer waagrechten Bewegung über deren oberen Rand, als ob sie nach einer Lichtschranke suchte. - Die Türe ging nicht auf! Unverrichteter Dinge kehrte er zu seinem Platz zurück, ohne vom Handy aufzuschauen.
Der putzige Mützenmann hatte diesen Ablauf ebenfalls interessiert verfolgt und stand nun unvermittelt auf, trat zur Tür und öffnete die rätselhaft verschlossene Tür mit einem kräftigen Schwung nach rechts. Als er wieder zu seinem Sitz abdrehte, war das triumphierende, verschmitzte Lächeln in seinem Gesicht nicht zu übersehen.
Meinem Freund, dem anderen Hinterwäldler, der das Geschehen hautnah, sozusagen von einem Logenplatz aus mit verfolgen konnte, entwich ein halblauter Gluckser, und es schüttelte seinen ganzen Oberkörper, weil er sein Lachen zu unterdrücken versuchte. Als er sich wieder gefangen hatte, fühlte er sich dem anderen Hinterwäldler sehr nah und verbunden.
- Thomas Frei
Das schwarze Rüschenhemd
Seine Mutter hatte ihn schon immer eingekleidet, und er trug brav, was sie für ihn kaufte. Einmal, in den Beat-Pop-Endsechzigern, kaufte er sich ein modisches, schwarzes Rüschenhemd. Ein Freund hatte ein solches Exemplar getragen und darin schick ausgesehen. Das wollte er selber auch erleben. Damit schockierte er aber seine nähere Umgebung dermaßen, dass ihm der Mut fehlte, es mehrmals zu tragen.
In der Folge sah er sich darin bestärkt, solche Einkäufe zu unterlassen. Er arrangierte sich damit, kein modischer Mensch zu sein. Ein eitler Pfau, der Gegenpol dessen, was er “praktizierte“, mochte er schon gar nicht sein.
Wie ging denn das zusammen?
Demgegenüber verbrachte er reichlich Zeit vor dem Spiegel, wenn es um die Frisur oder eine Kopfbedeckung ging. Auf dem Land galt man als eitel, wenn man längere Zeit vor dem Spiegel verbrachte. Die Lage der Baskenmütze auf seinem Denkapparat wollte ihm partout nicht gefallen. Sein Spiegelbild vermittelte ihm knallhart, dass er auch mit einer über die Ohren gezogenen Wollmütze unmöglich aussah, schlichtweg doof.
Er war anders, ein Landei halt, ein Hinterwäldler
Als mein Freund vom wohlbehüteten Dorf in die Großstadt ging, um die Lehre zu bewältigen, tat der dadurch eintretende Kulturschock sein weiteres, dass er sich, seines Erachtens, immer mehr wie ein Hinterwäldler vorkam. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch seine Umgebung, welche bald einmal zu grinsen begann, wenn er den Mund öffnete und seinem Dialekt freien Lauf ließ. Er war anders, ein Landei halt, ein Hinterwäldler.
Knapp vier Jahrzehnte später war er zur Winterszeit mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Aus dem Schnellzug stieg er in einen Nahverkehrszug um, der mit Eisenbahnwagen einer älteren Generation ausgestattet war. Diese sorgten, nebst der abgelegenen Bergwelt, für das leicht rückständige Ambiente der Szenerie. Der ältere Mann im ersten Abteil neben der Türe passte ebenfalls dazu. Mein Freund klassifizierte dessen Erscheinung sogleich als die eines Hinterwäldlers, weil er die Mütze so tief über die Ohren gezogen hatte, dass seine Augen gerade noch zu sehen waren.
Diagonal vom zweiten Abteil aus betrachtete er fasziniert dieses lebendige Exemplar, das dem so ähnlich war, welches er vor vielen Jahren als Spiegelbild von sich selbst gesehen hatte. Er fühlte sich bestärkt in seiner Ansicht: Doofer konnte man nun wirklich nicht aussehen.
Ein Passagier des elektronischen Zeitalters
Als der Zug Fahrt aufgenommen hatte, bewegte sich neben ihm ein Passagier des elektronischen Zeitalters Richtung Ausgang, um, wie zu vermuten war, zur Toilette zu gelangen. Seine Aufmerksamkeit hing zeitgemäß am Bildschirm seines Handys. In diesem absorbierten Zustand gelangte er zur mechanischen Schiebtür und stand nun unmittelbar neben dem ulkigen Mann mit Mütze. Dort hielt er inne, wie wenn er erwartet hätte, dass sich die Tür automatisch öffnen würde. Als dies nicht eintrat, versuchte er ohne Erfolg, mit seiner rechten Hand die Türe zu bewegen. Ohne vom Handy abzulassen, tastete seine Hand erst neben dem Türrahmen nach einem Knopf, dann fuhr sie mit einer waagrechten Bewegung über deren oberen Rand, als ob sie nach einer Lichtschranke suchte. - Die Türe ging nicht auf! Unverrichteter Dinge kehrte er zu seinem Platz zurück, ohne vom Handy aufzuschauen.
Der putzige Mützenmann hatte diesen Ablauf ebenfalls interessiert verfolgt und stand nun unvermittelt auf, trat zur Tür und öffnete die rätselhaft verschlossene Tür mit einem kräftigen Schwung nach rechts. Als er wieder zu seinem Sitz abdrehte, war das triumphierende, verschmitzte Lächeln in seinem Gesicht nicht zu übersehen.
Meinem Freund, dem anderen Hinterwäldler, der das Geschehen hautnah, sozusagen von einem Logenplatz aus mit verfolgen konnte, entwich ein halblauter Gluckser, und es schüttelte seinen ganzen Oberkörper, weil er sein Lachen zu unterdrücken versuchte. Als er sich wieder gefangen hatte, fühlte er sich dem anderen Hinterwäldler sehr nah und verbunden.
- Thomas Frei
Die wohltuende Auswirkung von Ästhetik
Man könnte sagen, dass ich mit meiner jährlichen Arbeit in der Packerei, Struktur in das fast unendliche Meer von an die 500‘000 Kilo Zwiebeln bringe. Eine grosse Maschine verpackt sie für mich und den Betrieb in Netzbeutel zu fünfhundert Gramm, welche ich in Kisten abzähle und diese aufeinander schichte. Danach gelangen sie, mit vielen anderen Produkten, zu den Verteilerzentren von Coop und Migros. Von dort werden sie in die Filialen spediert und warten in den Verkaufsgestellen auf die Endverbraucher. - Ihnen machen sie sodann das Essen schmackhaft und beschleunigen unter Umständen deren Verdauung…..
Die automatisierten Bewegungsabläufe bei der Maschine - und mir...
Diese Mengen sind nur zu bewältigen, weil die automatisierten Bewegungsabläufe der Verpackungsmaschinen entwickelt wurden. Infolgedessen haben sich bei mir selbst zahlreiche Handbewegungen und Schemata eingerichtet, über die ich nicht mehr nachzudenken brauche, was den gleichen Gesetzmässigkeiten folgt wie bei der programmierten Maschine. „Es wird automatisch“ mit der Konsequenz, dass sich meine Aufmerksamkeit anderen Dingen zuwenden kann.
So amüsierend wie in „Moderne Zeiten“
In die gleiche Richtung geht die Tatsache, dass sich mein Tisch am Arbeitsplatz gleichförmig im Gegenuhrzeiger dreht, alle 10 Sekunden einmal. Diese stetigen Umdrehungen von über 3000-mal an einem Arbeitstag können einen richtig einlullen. – Das führte dazu, dass mich dieses Drehen anfangs auch in der Nacht „verfolgte“, ob ich nun schlief oder nicht, ich konnte es visuell wahrnehmen.
Auch wenn sich das fast unheimlich anmutet, so amüsiert es mich im Rückblick und es erinnert mich an eine Szene im Film „Moderne Zeiten“ von Charly Chaplin. Dort arbeitet er mit zwei Schraubenschlüsseln an einem Fliessband, bis sich seine Bewegungen derart verselbstständigen, dass er an allem herum zu schrauben beginnt, was eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Schraube hat…
Das kann dazu führen, dass ich meine Gedanken nicht immer bei der Sache halten kann...
Diese etwas weitschweifende Beschreibung in dieser Kurzgeschichte soll dem Leser und auch meinem Patron gut verständlich machen, dass es unter den geschilderten Umständen dazu führen kann, dass ich meine Gedanken nicht immer bei der Sache halten konnte oder wollte. Was dann, und das bekenne ich offen, auch zu Fehlern geführt hat, die de facto zu Lasten der Firmenrechnung gegangen sind. Aber darum geht es mir in diesem Fall überhaupt nicht.
Viele Male habe ich mich aus meinen gedanklichen Ausschweifungen selber zurückgeholt. Ein paar Mal hat mir allerdings auch die unerwartete Präsenz meines Patrons geholfen, um schleunigst wieder bei der Sache zu sein.
Ein Moment voller Poesie
Aber das eine, sehr spezielle Mal als ich in die Gegenwart zurückgeholt wurde, war ein Moment voller Poesie, der alles andere übertraf, was ich in diesem Keller voller Getöse bisher erlebt hatte: In der zu füllenden Kiste befand sich ein einzelner fünf- oder sechsblätteriger, perfekt erhaltener Tomatenkelch in seiner ganzen ästhetischen Pracht!
Perfekte Tomate
Dieser zauberhafte Moment mit der natürlichen Schönheit dieses Tomatenkelches, einem ausgesucht makellos geformten Seestern gleich, vertrieb den Nebel meiner vorhandenen Automatismen und Routinen, durchdrang den Lärm der mechanischen Welt und liess ihnen rein gar keine Chance. Seine ästhetische Präsenz liess mich, an diesem unpoetischen Ort, der Schöpfung gewahr werden.
Ich befand mich blitzartig und auf wundersame, sehr angenehm beglückende Weise in der an sich lärmigen Gegenwart, welche dann aber auch dafür verantwortlich war, dass ich ihr nicht gänzlich entrücken konnte.
Dieser magische Augenblick macht mich heute noch, in der Erinnerung, unsagbar reich.
- Thomas Frei
Die automatisierten Bewegungsabläufe bei der Maschine - und mir...
Diese Mengen sind nur zu bewältigen, weil die automatisierten Bewegungsabläufe der Verpackungsmaschinen entwickelt wurden. Infolgedessen haben sich bei mir selbst zahlreiche Handbewegungen und Schemata eingerichtet, über die ich nicht mehr nachzudenken brauche, was den gleichen Gesetzmässigkeiten folgt wie bei der programmierten Maschine. „Es wird automatisch“ mit der Konsequenz, dass sich meine Aufmerksamkeit anderen Dingen zuwenden kann.
So amüsierend wie in „Moderne Zeiten“
In die gleiche Richtung geht die Tatsache, dass sich mein Tisch am Arbeitsplatz gleichförmig im Gegenuhrzeiger dreht, alle 10 Sekunden einmal. Diese stetigen Umdrehungen von über 3000-mal an einem Arbeitstag können einen richtig einlullen. – Das führte dazu, dass mich dieses Drehen anfangs auch in der Nacht „verfolgte“, ob ich nun schlief oder nicht, ich konnte es visuell wahrnehmen.
Auch wenn sich das fast unheimlich anmutet, so amüsiert es mich im Rückblick und es erinnert mich an eine Szene im Film „Moderne Zeiten“ von Charly Chaplin. Dort arbeitet er mit zwei Schraubenschlüsseln an einem Fliessband, bis sich seine Bewegungen derart verselbstständigen, dass er an allem herum zu schrauben beginnt, was eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Schraube hat…
Das kann dazu führen, dass ich meine Gedanken nicht immer bei der Sache halten kann...
Diese etwas weitschweifende Beschreibung in dieser Kurzgeschichte soll dem Leser und auch meinem Patron gut verständlich machen, dass es unter den geschilderten Umständen dazu führen kann, dass ich meine Gedanken nicht immer bei der Sache halten konnte oder wollte. Was dann, und das bekenne ich offen, auch zu Fehlern geführt hat, die de facto zu Lasten der Firmenrechnung gegangen sind. Aber darum geht es mir in diesem Fall überhaupt nicht.
Viele Male habe ich mich aus meinen gedanklichen Ausschweifungen selber zurückgeholt. Ein paar Mal hat mir allerdings auch die unerwartete Präsenz meines Patrons geholfen, um schleunigst wieder bei der Sache zu sein.
Ein Moment voller Poesie
Aber das eine, sehr spezielle Mal als ich in die Gegenwart zurückgeholt wurde, war ein Moment voller Poesie, der alles andere übertraf, was ich in diesem Keller voller Getöse bisher erlebt hatte: In der zu füllenden Kiste befand sich ein einzelner fünf- oder sechsblätteriger, perfekt erhaltener Tomatenkelch in seiner ganzen ästhetischen Pracht!
Perfekte Tomate
Dieser zauberhafte Moment mit der natürlichen Schönheit dieses Tomatenkelches, einem ausgesucht makellos geformten Seestern gleich, vertrieb den Nebel meiner vorhandenen Automatismen und Routinen, durchdrang den Lärm der mechanischen Welt und liess ihnen rein gar keine Chance. Seine ästhetische Präsenz liess mich, an diesem unpoetischen Ort, der Schöpfung gewahr werden.
Ich befand mich blitzartig und auf wundersame, sehr angenehm beglückende Weise in der an sich lärmigen Gegenwart, welche dann aber auch dafür verantwortlich war, dass ich ihr nicht gänzlich entrücken konnte.
Dieser magische Augenblick macht mich heute noch, in der Erinnerung, unsagbar reich.
- Thomas Frei
Den Frühling das ganze Jahr erleben
"Den Regenwolken im trüben Ton,
strahlt gelb der Löwenzahn entgegen.
Befreit den Geist aus engem Kokon
und macht ihn wieder frech, verwegen."
Dieser Vers aus einem Gedicht fasst das zusammen, was der Frühling mit uns machen kann. Die Faktoren des zunehmenden Lichtes und der steigenden Wärme begünstigen den ansteckenden Charme dieser Jahreszeit.
Die Natur begrünt sich, die Vogelstimmen erklingen und nicht selten spürt man in sich selbst das Anwachsen der eigenen Lebensenergie. Die Ideen fließen wieder und lassen den Tatendrang steigen mit der Konsequenz, dass wieder mehr unternommen wird.
Diese Zeit, mit dem mehrheitlich positiven Einfluss auf die Lebensgeister, hat sich über die Jahrhunderte in unzähligen Gedichten und Liedern niedergeschlagen, wie etwa in dem uralten deutschen Schlager „Veronika, der Lenz ist da!“
Die vier Jahreszeiten können auf ein Menschenleben übertragen werden: Der Frühling gehört dem Kind. Der Herbst wäre vom Kind aus gesehen in der übernächsten Generation, also bei seinen Großeltern.
Da sass ich, im körperlichen Stadium des Frühherbstes
An Pfingsten sass ich, im körperlichen Stadium des Frühherbstes, auf der Bank vor unserem Häuschen und durfte die überschäumende Energie eines Enkels, knapp zweijährig, im Stadium und vollen Saft des Frühlings, erfahren: Er stürmte immer und immer wieder auf mich zu und ließ sich begeistert in meine Arme fallen. Er tat dies wiederholend, durchwegs mit der gleichen freudigen Intensität. Seine Tatkraft war ungemein ansteckend und tat meiner Seele gut.
Zusammen mit meiner Frau haben wir das Privileg, diese Art von Frühling über das ganze Jahr zu erleben. Fünf lebendige Enkel sorgen in vielfältiger Weise dafür. Da sie kaum gezeichnet sind von Erfahrungen, verkörpern sie ihre Emotionen vorbehaltlos und geben uns die Chance, uns zu erneuern, um der schleichenden Entwicklung hin zur Ängstlichkeit und Ernsthaftigkeit zu entrinnen.
Kinder haben dieses Potential
Unsere eigenen haben uns ebenfalls unzählige Male in der Form beglückt und inspiriert. Jedoch war damals die Eltern-Kind-Beziehung eben auch geprägt von funktionalen Interessen. Vielfach wurden, zum Wohle der Familie und zur Schonung der eigenen Nerven, Vorgänge unterbrochen. Man wollte damit die negativen Folgen kindlichen Übermutes verhindern, um keine kostbare Zeit für das Verarzten aufwenden zu müssen.
„Us em Lächli git‘s es Bächli!“
Im Volksmund heißt es denn auch: „Us em Lächli git‘s es Bächli!“ Überdrehte Ausgelassenheit von Kindern endet nicht selten in kleineren, familiären Dramen, das sagten mir meine „früh-herbstlichen“ Erfahrungen, während mein Enkel in seinem glückseligen Zustand ein weiteres Mal auf mich zu taumelte.
Ich hielt meinen Mund und ließ es geschehen bis zum Happyend. Es war ganz klar eine Gratwanderung, aber ich entschied mich in meiner großväterlichen „Verantwortungslosigkeit“ für die gegenseitig zu erlebende Freude. Das will ich so aber niemandem zur Nachahmung empfehlen.
Eine mathematisch-philosophische Frage
Eine mathematisch-philosophische Frage hierzu wäre: Warum gewichten wir die einmalig, möglichen Tränen eines Sturzes stärker, als das Erleben von sieben oder acht Mal mehr Freude?
Auf jeden Fall genieße ich es in dieser distanzierten, großelterlichen Begleitung sehr, die Kinder zu lassen, während dem sie etwas erkunden oder zum x-ten Male die Rutschbahn erklimmen wollen. Natürlich nehme ich meine Aufsichtspflicht wahr, aber die Betonung liegt auf „lassen“ und nicht auf „verhindern“ oder gar „stoppen“, was mir als Vater nicht selten passiert ist.
Es geht ja dabei darum, dass diese jungen Menschen ihre Fähigkeiten entwickeln, damit sie im Leben zurechtkommen. Wie sollen sie das denn schaffen, wenn man sie vor lauter Aufsichtspflicht oder übertriebener Ängstlichkeit daran hindert, sich durch aktives Erkunden und Probieren selber die Gewissheit darüber zu holen, dass sie etwas beherrschen?
Die vier Zeilen zu Beginn beschreiben, was bei uns passieren kann, wenn wir von der Energie des Frühlings bestrahlt werden. Sie gehen davon aus, dass dessen gelb leuchtender Löwenzahn das Potential hat, die Grauschleier auf unserem herbstlichen Gemüt zu vertreiben.
Unsere Enkel „verzaubern“ uns diesbezüglich ständig. So können sich die Generationen des „Frühlings“ und des „Herbstes“ innerhalb von Familien in geradezu harmonischer Weise ergänzen, wenn man es denn zulässt.
Der so wieder jungenhaft gemachte Großvater, kann diese Errungenschaft seinen Enkeln zurückfließen lassen, in Form von freudig geschenkter Aufmerksamkeit und Zeit. - Und wenn der jugendlich gewordene Opa zusätzlich wieder „frech, verwegen“ geworden ist, dann kann er das ja woanders ausleben ;-)
- Thomas Frei